Wenn das Problem die Lösung ist
Ein Gedanke kommt selten allein
Oftmals in unserem Leben beachten wir unsere Gedanken sehr wenig, unser Augenmerk liegt meist verstärkt bei den Gefühlen. Auch wenn wir stark negative Gefühle verspüren kommen nur wenige Menschen darauf sich ihre Gedanken in dem Moment genauer anzusehen. Dies ist bedauerlich, denn die Gedanken spielen eine wichtige Rolle, sie beeinflussen unsere Gefühle. Ein Gedanke allein ist kein Problem, wir können das „Gedachte“ ohnehin nicht verhindern. Ein Gedanke – ob positiv oder negativ – wird gewöhnlich durch den Reiz auf die menschlichen Sinne ausgelöst. Was folgt ist eine zeitnahe „Analyse“ zu Vergleichserlebnissen, gespeicherten Erinnerungen und Gefühlen aus vergangen Tagen und Jahren.
Oft zieht ein Gedanke auch wie von selbst einen nächsten nach sich. Laut wissenschaftlichen Studien erleben wir in unserem Kopf pro Tag zwischen 50.000-70.000 Gedanken, die wir aber nicht stoppen können. Diese Vielzahl von Gedanken entstehen aus den vielen Eindrücken der Umgebung, Familie, Kommunikation, von Erlebnissen und Informationsquellen entstehen. Demnach sind Gedanken mehr als neuronale Aktivitätsmuster ohne Bezug, im Gegenteil, das Gehirn ist so intelligent ausgeprägt dem Menschen dabei zu helfen, existierende Dinge in der Welt zu erkennen und vor allem, wiederzuerkennen, um zu überleben. Alles, was im Gehirn gedanklichen Gehalt hat, bezieht diesen letztlich aus vergangenen oder aktuellen Interaktionen mit unserer Umwelt, wozu auch die evolutionäre Vergangenheit gehört.
Wenn Gedanken zur Geschichte werden
Hier wird es spannend. Durch die Verlinkungen von externen Reizen mit unserer persönlichen Überzeugung – die aus einem kollektiven Erfahrungsschatz unserer Vergangenheit, unserer Erziehung, unterschiedlichen Erlebnissen und unserer Weltanschauung besteht, werden Gedanken zu Geschichten. Diese Geschichten lassen uns auf einen Reiz angemessen, oder unangemessen, reagieren und in unserer Umwelt handeln. Dieses Prinzip wird in der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie behandelt und entspringt unserer subjektiven Wahrnehmung von Wahrheit, die uns auf Reize reagieren lassen. Wir nennen dies auch oft das „ABC“ der Gefühle (Action-Belief-Consequence). In dieser Theorie ist ein Gedanke immer der Auslöser einer Emotion, aus welcher im letzten Schritt auch eine Handlung passiert. Der denkende Mensch hat zudem die Fähigkeit, sich in verschiedene Situationen hinein zu denken und auch aus Problemsituationen heraus zu denken. Aus diesem Grund können Gedanken krank machen oder einen Gesundungsprozess unterstützen und einleiten.
Die Kraft der Gedanken sollte also nicht unterschätzt werden. Der Mensch kann sein Leben ändern, indem er seine Gedanken ändert. Bei eher negativ denkenden Personen liegt der Fokus häufig im Versagen und zieht Energie ab. Kraft- und Antriebslosigkeit aber auch Zerstörung oder Selbstaufgabe können die Folgen sein. Im Gegensatz zu positiven Gedanken, die noch mehr positives Denken fördern, ziehen negative Gedanken weitere negative nach sich und können somit den Menschen und sein Umwelt mittels einer negativen Gedankenspirale nach unten ziehen.
Wenn das die Lösung ist, gib mir mein Problem zurück
Auch wenn wir automatisch jeden Moment den wir erleben, jeden Reiz, bewerten, ist nicht jede Einschätzung korrekt. Zum Beispiel sehen oder übertreiben wir eine Gefahr, die vielleicht in dem Ausmaß gar nicht existiert, übertreiben das Ausmaß eines Fehlers oder sehen Kritik als eine Katastrophe. Wir über- bzw. unterschätzen auch häufig unsere Bewältigungsmöglichkeiten, wodurch wir uns abwerten und schwächen damit unseren Selbstwert. Unser Denken ist also fehlerhaft und als Folge fühlen wir uns schlechter, als wir eigentlich „müssten“. Als Reaktion meiden wir ähnliche Situationen, weichen bestimmten Personen aus, betäuben uns mit Suchtmitteln um negativen Erlebnissen aus dem Weg zu gehen und fühlen uns verletzt, unfrei und gekränkt. Es scheint also vorteilhaft klar zu verstehen ob unser Denken einer Situation tatsächlich angemessen ist, oder ob wir aus unsererm Erfahrungsschatz eine Gedankenrealität in Form einer Geschichte zusammengebaut haben, die uns hinderlich ist.
Um den Teufelskreis zu unterbrechen ist es wichtig die Wahrheit auch tatsächlich wissen zu wollen. Negative Emotionen, Gefühle und Gedanken sind ein Geschenk, wenn wir diese erkennen und unseren falschen Überzeugungen auf die Schliche kommen können. In diesem Fall ist das Problem (z.b. Angst oder Wut als negatives Gefühl) eine Chance und die Lösung aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, weil es ein enormer Wegweiser für uns sein kann. Viele Menschen sind für den Schritt noch nicht bereit und wollen – wenn man sie auf diesen Prozess anspricht – häufig ihr Problem zurück, denn dies ist zumindest ein Altbekannter, und Bekanntes gibt uns auch Sicherheit. Gesundes Denken entspricht vor allem eins, nämlich den Tatsachen, d.h es lohnt sich die Momente, in welchen man Angst hat oder Wut/Ärger empfindet, genau anzusehen. Der griechische Philosoph Epiktet sagte bereits: „Es sind nicht die Dinge selbst die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge“.
Haben wir einmal den Moment erkannt und den Gedanken der für die negative Überzeugung verantwortlich war identifiziert, steht einer Untersuchung dieses Gedanken mit The Work nichts mehr im Wege. Wie auch andere Methoden hat The Work den Ansprich die Wahrheit, also den Tatsachen auf den Grund zu gehen. Zudem können sie sich grundsätzlich fragen:
- Entspricht der Gedanke den Tatsachen?
- Hilft mir der Gedanke mich so zu fühlen und mich so zu verhalten wie ich das eigentlich möchte?
Durch die Untersuchung und Hinterfragung der stressvollen Gedanken und die dazugehörigen Umkehrungen selbiger in eine andere Perspektive, erlauben wir uns eine Erweiterung des „Wahrheitsspektrums“ zu erleben und können so frei entscheiden ob unsere ursprüngliche Wahrheit den Tatsachen entsprochen hat. Es ist sehr wichtig sich nichts einzureden sondern wirklich offen zu sein die unterschiedlichen Perspektiven zu sehen und anzunehmen. Erst dann ist es möglich seine Erfahrung und Überzeugungen in unserem Gehirn umzuprogrammieren. Als Resultat könnte eine Umprogrammierung unserer Erfahrungswerte erfolgen, die unser Hirn bei einer ähnlichen, wiederkehrenden Situation nicht wieder die Verbindung zu etwas belastendem ziehen lassen.
Gedanken sind wie Vögel
Gedanken sind also schwer zu kontrollieren. Sie sind wie Vögel. Sie kreisen über unseren Köpfen. Das können wir nicht verhindern. Aber wir können es verhindern, dass sie auf oder in unseren Häuptern Nester bauen. Die Achtsamkeit seinen Gefühlen und Gedanken gegenüber ist dahingehend der erste Schritt.
In diesem Sinne, viel Spass mit unserem ersten Newsletter 2018. Wir hoffen euch gefallen die neuen Workshops und Retreats. Wir freuen uns euch bald wieder zu sehen bei einem unserer Seminare und Workshops. Stay Tuned und Feedback ist sehr willkommen.